Demurrage Reduzieren

Hallo Zusammen
LEA ist der Account vom Verein Lokale Wirtschaft (oder Local Economy Association) mit Sitz in Zürich. Im Verein sind einige LEU Akezptanzstellen aktive Mitglieder.
Die aktuelle monatliche Demurrage bei Leu beträgt: 5.61%. LEA findet die Demurrage an sich richtig. Im konkreten Fall beantragt LEA jedoch eine Reduktion.
Begründung: Bei einigen grösseren Akezptanzstellen sammeln sich Leu an. Die aktuelle Demurrage fängt an signifikant zu werden. Mit einer Reduktion kann Zeit gewonnen werden um durch die Akquise von weiteren Akzeptanzstellen das Ansammeln zu verhindern.
Der konkrete Vorschlag von LEA ist es die Demurrage zu halbieren und neu bei monatlich 2.805% festzusetzen.

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Vielen Dank für diesen Vorschlag. Ich denke, es ist wichtig, die Höhe der Demurrage zu diskutieren, um sie auch besser zu verstehen. Wir müssen bedenken, dass die Demurrage nicht nur als Anreiz gedacht ist, die Leu schnell auszugeben. Sie ist es auch, die langfristig für das Gemeinschaftseinkommen bezahlt (Weil sie das Gleichgewicht der durch Gemeinschaftseinkommen geschöpften Geldmenge herstellt und der nominalen Inflation entgegenwirkt). Je tiefer die Demurrage, desto weniger Umverteilung, desto “bedeutungsloser” das Gemeinschaftseinkommen. Wer also für ein bedeutendes Gemeinschaftseinkommen ist, sollte im Encointer System für eine hohe Demurrage sein, so schmerzhaft das sein mag.

Zugegeben, die Demurrage von 5.6% pro Monat wurde willkürlich gesetzt und ist nicht das Resultat einer aufwändigen Studie.

Dass die Akzeptanzstellen diesen Antrag auf Senkung der Demurrage stellen, war absehbar und ist sehr verständlich. Sie tragen im Moment spürbare Kosten. Mehr Akzeptanzstellen aufzunehmen ändert daran aber nichts. Nur das Etablieren von Kreisläufen kann Abhilfe schaffen, weil die LEA Betriebe dann die Leu nicht mehr lange halten müssen. Solche Kreisläufe können aber nur durch Akzeptanzstellen selbst etabliert werden, denn sie kennen die eigene Lieferkette am besten. Der Verein Encointer und LEA können höchstens unterstützen. Wenn wir die Demurrage senken, senkt dies auch den Druck auf die Betriebe, Lieferanten oder sogar Mitarbeiter*innen zu finden, welche bereit sind, LEU als Bezahlung zu akzeptieren - evtl auch gegen Prämie. (Und je kleiner die Demurrage, desto weniger Raum für eine Prämie steht zur Verfügung)

LEA bietet ja als erste Dienstleistung gegenüber seinen Betrieben genau an, die Demurrage-Kosten zu begrenzen und den Betrieben die Leu mit Rabatt abzukaufen, um sie dann wieder durch Verkauf oder Promoaktionen unter die Leute zu bringen. LEA ist also bereits die Übergangslösung, bis Kreisläufe natürlich geschlossen werden können.

Ich halte das Senken der Demurrage aus diesen Gründen für den falschen Schritt zu diesem Zeitpunkt. Es würde uns langsamer, nicht schneller zum erwünschten Zielbild der Kreislaufwirtschaft führen.

Danke für die Gedanken. Ich finde es wichtig, dass man auch in einer Anfangsphase eine Demurrage beibehält, da diese längerfristig nicht wegdenkbar ist und die Leu-Teilnehmer*innen sich an diese Eigenschaft gewöhnen sollen.

Die Anfangsphase unterscheidet sich jedoch bedeutet von einer späteren Gleichgewichtsphase. Zum einen möchte man ein Zuwachs der Geldmenge beobachten. Zum anderen ist die Akzeptanz von Leu noch im Aufbau, was das Etablieren von Kreisläufen erschwert:
Wieso soll eine Mitarbeiterin Teile des Gehaltes in Leu entgegen nehmen, wenn dieser nur bei einer Handvoll Geschäften eingesetzt werden kann?
Wieso soll ein Lieferant Leu für seine Ware entgegen nehmen, wenn in seinem Umfeld noch niemand Leu für Dienstleistungen akzeptiert?
Entsprechend sind mehr Akzeptanzstellen die Lösung um das Entstehen von Kreisläufen zu fördern.
Die Erkenntnis aus den ersten Monaten ist es, dass man in erster Linie Zeit braucht um neue Akzeptanzstellen zu finden. Druck hilft dabei nicht.
Deshalb finde ich den Vorschlag von LEA gut und würde die Demurrage gar noch Tiefer ansetzen. Ich denke monatlich 1% könnte in einer Anfangsphase sinnvoll sein. Hauptsache sie ist auch in der Anfangsphase > 0.

Ich will die bestehenden Akzepanzstellen sicher nicht vergraulen, oder neue abschrecken.

In einem demokratischen Prozess würde ich erwarten, dass das Senken der Demurrage immer ein leichtes sein wird, das Anheben aber schwierig. Wenn wir die Demurrage jetzt senken, wird es schwer, sie je wieder anzuheben.

Ich würde es vorziehen wenn wir einen anderen Weg finden, um die Schmerzen der Akzepanzstellen zu lindern. Und wir haben die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft.

LEA könnte in einem Onlineportal Leu zu 90Rp verkaufen gegen Kreditkarte, Twint o.ä… Das wirkt als Promoaktion mit 10%Rabatt für Kund*innen und limitiert gleichzeitig die Kosten der Demurrage

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Danke für die Ideen und Kommentare. Ich denke es gibt sicherlich noch einiges an Spielraum um das Ansammeln der Leu und die mit der Demurrage verbundenen Kosten abzufedern.

Ich stimme zu, dass das Anheben der Demurrage schwieriger ist als diese zu senken. Jedoch könnte man sich jetzt schon dazu verpflichten. Z.B. für die nächsten 9 Monate wird diese vorübergehend bei 1% pro Monat festgesetzt um dann direkt wieder in die aktuellen 5.61% geändert zu werden.
Statt in einer fixen Zeitspanne, kann man auch die erneute Erhöhung der Demurrage abhängig von der Anzahl Akzeptanzstellen machen (e.g. 50 aktive Leu-Akzeptanzstellen).

Ich bin für eine eher hohe Demourage. Um die Währung lebendig/schnell zu halten, Umverteilung zu fördern und um auch wirklich anders als anderes Geld zu sein.

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Danke für die spannenden Kommentare, es scheint als gäbe es noch Diskussionsbedarf. Umso schöner all eure Meinungen zu lesen. Für mich steht auch noch im Vordergrund die Akzeptanzstellen zu entlasten, zumindest wenn es gerade notwendig ist. Ansonsten finde ich eine hohe Demurrage dennoch wichtig, gerade für die Umverteilung und den incentive die lokale Wirtschaft zu stärken.

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Da die Demurrage eine zentrale Rolle im Encointer Protokoll spielt, bin ich dafür, sie hoch zu halten. Die Demurrage muss wehtun, sonst erfüllt sie ihren Zweck nicht. Auch bin ich nicht sicher, ob das herabsetzen der Demurrage wirklich helfen würde, neue Akzeptanzstellen zu finden. Um bestehende Akzeptanzstellen nicht zu verlieren, denke ich gibt es andere Ansätze wie zum Beispiel eine Rückkaufgarantie durch den LEA. Ich denke, das Hauptziel für den Erfolg von Encointer muss es sein, das Geld zum fliessen zu bringen und für dieses Ziel ist die Demurrage eigentlich sogar hilfreich.

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Alle eure Überlegungen kann ich nachvollziehen und ich unterstütze diese auch. Kurzfristig muss ich bei Berg und Tal eine Massnahme ergreifen, da wir nun schon 7000 Leu Guthaben haben und es noch einige Zeit brauchen wird, bis der Kreislauf funktioniert bzw. ein Verkauf möglich sein wird. Diese Massnahme muss für meine Mitarbeitenden einfach umsetzbar sein. Im Moment scheint unser Angebot attraktiver als andere Akzeptanzstellen (Sortimentsbreite, Erreichbarkeit). Darum plane ich, dass bei uns vorerst nur noch die Hälfte des Betrages mit Leu bezahlt werden kann. Dann beobachte ich, wie sich die Akkumulation von Leu bei uns entwickelt. Ziel sollte es natürlich sein, dass wir Leu zu Gunsten des Unternehmens in den Kreislauf bringen. Ideen dafür sammeln wir mit LEA.

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Lieber Andras
Deine Massnahme kann ich nachvollziehen und finde sie fair. Lass’ uns gemeinsam schauen, dass wir Eure Lieferanten überzeugen können, Leu zu akzeptieren.

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Lieber András
Danke für die Mitteilung hier. Ich denke das ist ein guter Schritt. In der Zwischenzeit arbeiten wir fleissig mit LEA an Lösungen.

Hallo Zusammen
Auch wir im sphères wollen die Grundidee des LEU weiter tragen. Die Einnahmen von LEU sind aber seit der Erhöhung der Ausschüttung auf 44 Leu pro Zeremonie massiv gestiegen. Die Demurrage, so sinnvoll und notwendig sie ist, frisst jeden Monat ein grösseres Loch in unsere reale Kasse. Da der Kreislauf sich nur sehr langsam schliesst, müssen wir Handeln. Daher werden wir ab der nächsten Leu Zeremonie, am 29.3.23 nur noch bei Getränken die Bezahlung mit LEU akzeptieren. Sobald wir mehr Möglichkeiten haben, nebst LEA (an den Zeremonien können wir kaum Teilnehmen, da wir in der Zeit, im grössten Mittagsservice/-stress sind), werden wir das Angebot wieder erweitern.

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Lieber Philipp
Danke für die Nachricht hier. Wir haben die Anpassung des Angebots auf der Leu Website bereits vollzogen. Wir können gut euren Schritt gut nachvollziehen und arbeiten hart daran die Akzeptanz zu erhöhen um die Kreisläufe schliessen zu können. Wir freuen uns auch auf das positive Signal, dass es eine grundsätzliche Bereitschaft gibt das Angebot wieder zu erweitern.
BG und bis gli
Malik